Archive for März 2010

Vorbild Türkei: Sprachen durch Wettbewerbe fördern!
29. März 2010

“Ist die Türkei ein Prügelknabe?“, fragt Tayyip Erdogan. Meine klare Antwort: “Nein!” In vielem kann sie sogar Vorbild sein. Bei meinen Reisen durch die Türkei habe ich immer wieder die Offenheit, die Gastfreundschaft, die Warmherzigkeit der Türken genossen. Und in einem weiteren Punkt sind sie vorbildlich: Der Staat fördert die Landessprache Türkisch durch gezielten, nachhaltigen Unterricht, der Staat hat Türkisch bis in die entferntesten Bergdörfer getragen. Die Bundesrepublik Deutschland tut sich hingegen noch sehr schwer, die eigene Landessprache gezielt zu fördern und durchzusetzen. Dabei wäre die deutsche Sprache das ideale Mittel, um etwa die 20 verschiedenen ethnischen Gruppen, die beispielsweise in unserer Grundschule zusammentreffen, zu verbinden.

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Quantensprung der Integrationsdebatte
27. März 2010

Badr Mohammed äußerte sich am Rande des Abends „Die neuen Deutschen“ zum Integrationspapier von Burkard Dregger und Monika Grütters. Sabine Rennefanz berichtet heute in der Berliner Zeitung:

Der aus dem Libanon stammenden Integrationsexperte Badr Mohammed, der in der Islamkonferenz saß, lobt das Integrationspapier: „Das ist ein Quantensprung für die CDU“, sagt er. Er ist inzwischen auch CDU-Mitglied, zuvor war er aus der SPD ausgetreten, weil ihn deren Integrationspolitik nicht überzeugte. Die Thesen zur Integration sind ein Zeichen, dass die CDU sich selbst integrieren will – als ernstzunehmende politische Kraft.

viaDie alte CDU ist eine neue – Berliner Zeitung.

Vorbild einer offenen Gesellschaft
25. März 2010

Johannes Hampel schreibt: Eine kleine erste Bilanz nach dem gestrigen Abend zum Thema “Die neuen Deutschen”! Badr Mohammed ist noch weiter in meiner Hochachtung gestiegen – vor allem auch dadurch, dass er sich unmittelbar nach seinem profunden Vortrag direkt neben einen jungen Mann gesetzt hat, der größte Vorbehalte gegenüber dem Islam geäußert hatte. Gleich sah ich die beiden in ein freundschaftliches Gespräch vertieft. Ich halte Badrs gesamten Auftritt, aber insbesondere die Art, wie er mit Einwänden umgeht, für vorbildlich!

Ich werte den Abend insgesamt als großen Erfolg. Es war eins der besten, offensten und ergiebigsten Gespräche seit langem. Es kamen äußerst unterschiedliche Meinungen zur Geltung. “Wissen ist Pflicht”, sagte etwa Yusuf Bayrak, der Neuköllner Bundestagskandidat, der uns ebenfalls beehrte.

Ich kann oft nicht mehr weiter, es scheint mir so vergeblich”, sagte eine Schulhelferin – übrigens Tochter von Gastarbeitern.

“Jeder schiebt in unserer Gesellschaft alles auf den anderen. Niemand übernimmt mehr Verantwortung für das, was er tut oder nicht tut. Das gilt für Deutsche und Zuwanderer gleichermaßen”, sagte eine Sozialarbeiterin. “Das ist unser Hauptproblem.”

Solche und einige andere prägnante Sätze vernahm ich. Diese Sätze auszuwerten – das brächte die Politik weiter. So sie denn zuhören wollte.

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Treffen mit Merkel: Erdogan fordert türkische Gymnasien in Deutschland – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
24. März 2010

„Hier hat Deutschland noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Man muss zunächst die eigene Sprache beherrschen, also Türkisch, und das ist leider selten der Fall“,

viaTreffen mit Merkel: Erdogan fordert türkische Gymnasien in Deutschland – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik.

Unsichtbare Grenzen
23. März 2010

Die Berliner Zeitung berichtet heute:

Auch in Friedrichshain-Kreuzberg gibt es diese unsichtbaren Grenzen, etwa die Gneisenaustraße. Nördlich davon besuchen viele Migrantenkinder die Lenau-Grundschule, die einen beeindruckenden Musikkeller hat. Deutschstämmige Eltern aus dem schicken Chamisso-Kiez melden ihre Kinder dennoch lieber südlich der Gneisenaustraße an. Die zuständige Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) will trotzdem keine gemeinsamen Einzugsbereiche schaffen. „So etwas funktioniert nicht, so lange man einen Teil der Eltern verprellt“, sagt Monika Herrmann.

Man spricht Deutsch und kommt mit
23. März 2010

„Es ist wichtig, dass die Kinder zur Einschulung Deutsch können und in der Schule mitkommen“, sagt Elternvertreter Selahattin Tosunoglu. Dann fügt er noch an, dass dadurch selbst solche Überfälle wie auf das Pokerturnier am Potsdamer Platz am ehesten vermieden werden könnten.

Mitte plant anders als andere Bezirke für die Grundschulanmeldungen im kommenden Herbst die Einzugsbereiche zu vergrößern, so dass Eltern zwischen zwei oder drei Schulen auswählen können. Das soll zu einer besseren Schülermischung beitragen: Die Gustav-Falke-Schule nördlich der Bernauer Straße würde dann künftig mit der Papageno-Grundschule südlich der Bernauer Straße einen gemeinsamen Einzugsbereich bilden. Ob aber die Bildungsbürger aus Alt-Mitte da mitmachen, ist fraglich.

viaMan spricht Deutsch – Berliner Zeitung.

Deutschland – ein Leitbild für alle, die hier leben
23. März 2010

Johannes Hampel schreibt: Am 4. Juni 2009 sprach Präsident Obama bei seiner großen Rede in Kairo eine Wahrheit aus, die wenigen geläufig ist:

The White House – Press Office – Remarks by the President at Cairo University, 6-04-09
The dream of opportunity for all people has not come true for everyone in America, but its promise exists for all who come to our shores — and that includes nearly 7 million American Muslims in our country today who, by the way, enjoy incomes and educational levels that are higher than the American average.

Auf gut Deutsch: Die Muslime der USA haben ein höheres Durchschnittseinkommen als der Durchschnitt der gesamten Bevölkerung. An der Religion kann es also nicht liegen, wenn die Einwanderer aus muslimischen Ländern in Deutschland in nahezu allen Bereichen – Einkommen, Bildungsgrad, Arbeitslosigkeit – schlechter dastehen als der Durchschnitt. Nein, es muss andere Ursachen haben.

In ihrem Buch über Die letzte Volkspartei (S. 157)  schreibt Mariam Lau:

Die Gründe für die Gewalt junger Ausländer sind weniger geheimnisvoll, als in der Diskussion damals oft suggeriert wurde. Prügelnde Väter, ein Ausmaß an Sozialhilfe, das jede eigene Anstrengung im Kern erstickt, die Priorität der Familie gegenüber den Einzelnen, die natürlich die Ausprägung eines individuellen Gewissens und ein eigenes Verhältnis zur deutschen Gesellschaft untergraben, gehören dazu. […]

Lange schon ist Deutschland ein Einwanderungsland; die Konservativen wollten das nicht zur Kenntnis nehmen, die Linken wollten nicht über die Schattenseiten reden. In Amerika, wo der Zugang zu Sozialhilfe fast unmöglich, der auf den Arbeitsmarkt dagegen leicht ist, gibt es praktisch keine Kriminalität von Arabern oder Türken. Sie fühlen sich als Amerikaner und empfinden Terror in der U-Bahn als das, was er ist. Die Kultur kann es also nicht sein. […] Viele würden gern alles auf den Islam schieben. Nur gerät man dann in Erklärungsnot, warum die Strukturen in amerikanischen Schwarzen- oder Latino-Vierteln denen in Neukölln so ähnlich sind, während amerikanische Muslime zu den wohlhabendsten und zufriedensten Gesellschaftsmitgliedern der USA gehören.

Ich meine: Wir brauchen ein Ideal von Deutschland.  Ein Ideal, dem jeder beitreten kann, sofern er nur den Willen dazu hat und bereit ist, für sich und andere Verantwortung in diesem Land zu übernehmen. Die ethnische Herkunft ist dabei unerheblich. Entscheidend ist dieser beständige Vorgang der Selbst-Integration. Dieser Prozess hört ein Leben lang nicht auf. Er ist unabschließbar, weil unser Deutschland sich beständig ändert. Es gibt keine materiellen Gewissheiten, die die Zugehörigkeit zu diesem Deutschland sichern. Das Ideal wird nie vollkommen verwirklicht. Wir sind immer unterwegs zu ihm. Aber wir brauchen ein solches Ideal. Und man muss es benennen und erzählen können. Es ist wie ein Traum, der lebbar gemacht werden muss. Weder die Deutschen noch die Ausländer konnten mir bisher genau, mit guten, überzeugenden Bildern erzählen, was dieses Ideal ist.

Wird der Abend mit Badr Mohammed morgen in der Friedrichstädtischen Galerie  mehr Aufschluss bringen?

Buchtipp:

Mariam Lau: Die letzte Volkspartei. Angela Merkel und die Modernisierung der CDU. DVA München 2009. Hier: Ein deutscher Islam? Wie die CDU das Thema Integration für sich entdeckt hat, S. 133-167

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Je weniger Sozialhilfe, desto bessere Integration
23. März 2010

Mariam Lau schreibt: „In einigen Staaten ist es leicht, in die Sozialsysteme einzuwandern, und schwer, in den Arbeitsmarkt zu kommen, in anderen ist es umgekehrt. Es ist nicht schwer zu erraten, wo die Integration besser funktioniert. Studien zeigen: Je weniger Sozialhilfe, desto besser sind Zuwanderer integriert. Solange der deutsche Sozialstaat in dieser Hinsicht nicht grundlegend umgebaut wird, wird es keine Integration von Zuwanderern in Deutschland geben. Aber weder die CDU noch sonst irgendeine Partei in Deutschland traut sich derzeit an diesen Umbau. Die meisten wollen ihn ja auch gar nicht.“

Mariam Lau: Die letzte Volkspartei. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, S. 149

Bild: Beim Zuwandern auf den Deutschen Bundestag ergab sich heute morgen der Blick auf zwei deutsche Flaggen. Findet ihr sie?

Bitte um Einmischung!
23. März 2010

Der Dialog zwischen Staat und Muslimen soll in den Bundesländern ausgebaut werden. Das fordert der Politikwissenschaftler Mounir Azzaoui heute in der taz auf S. 12:

Die Politik ist hier als Moderator gefragt. Das Argument, der weltanschaulich neutrale Staat dürfe sich hier nicht einmischen, kann dabei nicht ziehen. Denn der Staat mischt jetzt schon kräftig mit, wie die Islamkonferenz zeigt. Es kommt also nicht darauf an, ob er das tut – sondern auf das Wie.

viaDer Staat mischt jetzt schon kräftig mit, wie die Islamkonferenz zeigt: Auf die Moscheen bauen – taz.de.

Integration ist eine Daueraufgabe
22. März 2010

Wann haben wir es geschafft? Nie! Integration wird weitergehen. denn  Integration bedeutet, sich auf Neues, auf Anderes einlassen. Wo keine Integration stattfindet, schottet man sich ab. Die äußerste Form von Abschottung  ist das Ende des Lebens überhaupt. So schreibt das Europäische Integrationszentrum Berlin:

„Integration ist ein wechselseitiger Prozess, in dem sich Aufnahmegesellschaft und Zuwanderer aufeinander einlassen und die gesellschaftlichen Verhältnisse im Sinne eines gleichberechtigten Zusammenlebens in einer demokratisch verfassten Gesellschaft gestalten. Integration ist ein Prozess und meint keinen Endzustand. Integration ist eine dauernde Aufgabe.“